Durchtrittigkeit / Hypermobilität beim Hund – Erkennen und Versorgen
Oft zu lange unerkannt, oft zu spät behandelt… Durchtrittigkeit (Hypermobilität) beim Hund meint die Überbeweglichkeit eines Gelenkes. Meist verursacht durch eine Bänderschwäche.
Am häufigsten betroffen sind Hand- und Sprunggelenke (Karpal- und Tarsalgelenke) bei älteren Hunden. Denn im Alter lässt die Stützfunktion des Bindegewebes, aus dem Bänder bestehen, ganz natürlich nach. Bindegewebe kann sich nicht wie Muskeln und Sehnen dehnen und wieder zusammenziehen. Hat es einmal nachgegeben, bleibt es zu locker, und kann seine gelenkstabilisierende Funktion nicht mehr leisten. Häufig bekommen die Hunde zusätzlich auch noch „Plattfüße“ mit gespreizten Zehen.
Bleibt das Absinken der Gelenke unbehandelt, wirkt sich das auf den gesamten Körper aus. Und wird dazu führen, dass andere Gelenke durch die zusätzliche Belastung ebenfalls nachgeben. Das Gangbild des Hundes verändert sich. Chronische Schmerzen entstehen. Besonders Hunde mit bereits bestehenden Problemen im Bewegungsapparat wie HD, Cauda-Equina-Syndrom oder Rollihunde entwickeln durch die Fehlbelastung der anderen Beine oft zusätzlich eine Durchtrittigkeit.
Teils zeigen schon ganz junge Hunde im Wachstum eine Durchtrittigkeit. Besonders grosse und schwere Hunderassen wie Molosser, Schäferhunde und Retriever sind betroffen. Hier sollte man sofort erstmal die Fütterung überprüfen. Ist das Futter und seine Zusammensetzung für den jungen Hund geeignet, und die Mineralstoffversorgung optimal?
Ist der junge Hund übergewichtig, sollte dies schnellstmöglich geändert werden. Auch eine Überbelastung durch zu viel Toben, Sprünge, Radfahren oder Hundesport sollte im Wachstum vermieden werden. Jeder Hund sollte sanft körperlich aufbauend trainiert, und harte Stopps bei Sprüngen und Hetzen sollten vermieden werden. Bänder und Gelenke unterstützende Nahrungsergänzungen, sowie Bandagen können zusätzlich helfen. Dazu später mehr.
Befolgt man diese Ratschläge, wächst sich die Durchtrittigkeit in den meisten Fällen bis zum Ende der Wachstumsphase aus und verschwindet wieder.
Was also tun bei Durchtrittigkeit?
Zeigt den Hund absinkende Gelenke, sollte er auf jeden Fall mit einer professionellen medizinischen Bandage unterstützt werden. Ganz egal, ob im Alter, als Junghund, oder aufgrund einer Verletzung. Sie gibt dem Gelenk von außen mehr Halt. Der Hund gewinnt wieder Vertrauen in das instabile Gelenk, und das Gangbild verbessert sich insgesamt. Dies beugt Schonhaltungen und Schmerzen vor. Beim Junghund und nach einer Verletzung unterstützt die Bandage die Heilung, und kann dann wieder weggelassen werden.
Je früher, desto besser!
Leider kann man ein einmal stark durchtrittiges Gelenk beim Hundesenior nicht wieder heilen. Eine Wiederherstellung der vollen Stabilität ist nicht mehr möglich. Deshalb sollte so früh wie möglich mit einer Unterstützung des Hundes begonnen werden, um eine weitere Verschlechterung so lange wie möglich hinaus zu zögern.
Dafür gibt es Bandagen mit unterschiedlichen Stärken und Schienen. Die Ausführung einer Bandage sollte immer an den aktuellen Schweregrad der Durchtrittigkeit des Hundes angepasst sein. Denn ist die Bandage zu dünn, erfüllt sie nicht die gewünschte Stützfunktion. Ist sie dagegen zu steif und dick, schränkt sie die natürliche Bewegung des Hundes ein, und er wird ungern darin laufen.
Hier ein Beispiel von meinem Dalmatinerrüden Lucky:
Hier weitere Bilder, wie Durchtrittigkeit aussehen kann.
Ganz lieben Dank an alle, die mir Ihre Bilder hierfür so freundlich zur Verfügung gestellt haben!
Weitere Tipps bei und zur Vorbeugung von Durchtrittigkeit:
- Eine ausgewogene und naturnahe Fütterung ist die Basis jeder Gesundheit.
- Verschiedene Nahrungsmittel unterstützen die Gesundheit von Bändern, Knorpel und Gelenken, insbesondere Kollagenpeptide und Glucosaminoglykane in Kombination mit Vitamin C und den entzündungshemmenden Fettsäuren EPA und DHA. Zu gesunden Fettsäuren habe ich euch schonmal einen Blogbeitrag geschrieben: https://zauberhun.de/blog-tipps-und-tricks-fuer-hundebesitzer/gute-fette-in-der-hundeernaehrung-hundeernaehrungsberatung/Als am besten bioverfügbares Kollagenprodukt empfehle ich euch das CarniAktiv. Denn Kollagen ist nicht gleich Kollagen. Darüber schreibe ich demnächst nochmal mehr.
- Aufwärmen und langsames Einlaufen, statt Schnellstart bereitet den Körrper, Bänder und Sehnen auf folgende Belastungen vor und reduziert die Verletzungsgefahr. Also auch beim Spaziergang lebenslang immer erstmal einige Minuten gemütlich laufen, bevor der Hund im Freilauf Gas geben oder mit Hundekumpels toben darf. Auch ein Cool-Down am Ende sportlicher Betätigung ist empfehlenswert.
- Leichte Bandagen können „Hunde mit Job“ und besonderen Belastungen, wie Dienst-, Rettungs- und Jagdhunde und im Hundesport vorsorglich unterstützen. Sodass es möglichst garnicht erst zu hypermobilen Gelenken kommt.
Wichtig:
Bandage ist nicht gleich Bandage! Vieles, was man unter dem Suchbegriff „Bandage“ im Internet kaufen kann, ist kaum mehr als eine dünne Neoprenschicht, und bietet keinerlei stützenden Halt. Oder andere „Bandagen“ enthalten zwar Schienen, sorgen durch Standardgrössen und schlechte Passform beim individuellen Hund sogar für Druckstellen und noch grössere Probleme im Bewegungsapparat. Euer Hund sollte für die Auswahl einer passenden Bandage immer entsprechend vermessen werden. Ich selbst verwende derzeit die Bandagen der Bandagisten-Meisterin Monika von Benecura und bin damit sehr zufrieden.
Bei Fragen, Wünschen oder Anregungen schreibe mir gern eine Mail an info@zauberhun.de oder rufe mich unter 0176 – 84671262 direkt an.
Liebe Grüsse, eure Vivien und die Zauberhunde