Hundemantel – Eine gute Sache für viele Hunde – Ein Gastbeitrag von Heidi Schunck von „Carnivorus Hundephysiotherapie“
„Der soll sich warmlaufen“. Jetzt in der kälteren Jahreszeit kann ich öfters Diskussionen in diversen Gruppen verfolgen, die sich um das Thema Hundemantel drehen. Man kann Argumentationen von Befürwortern des Hundemantels, und von Gegnern lesen. Die Befürworter argumentieren, einige Hunde seien besonders empfindlich am Rücken, oder haben ja keine Unterwolle und frieren. Die Gegner halten mit „der soll sich warmlaufen“ dagegen.
My two cents worth:
Meine (zugegeben recht unbegabte) Skizze zeigt einen schemenhaften Ausschnitt der hündischen Wirbelsäule von der Seite aus gesehen, mit den Dornfortsätzen (die Zacken) und zwei recht prominente Bänder oberhalb und unterhalb der Wirbelkörper.
Oberhalb = orange dargestellt = ligamentum longitudinale dorsale ist ein recht flexibles Band
unterhalb = blau dargestellt = ligamentum longitudinale ventrale ist ein relativ starres Band, was wenig Dehnung, dafür viel Stabilität bietet.
Das Aufwölben des Rückens (1. Bild) geht daher gut und ist eine physiologische Bewegung. Die Gegenbewegung, ein Durchbiegen des Rückens (2. Bild) dagegen unphysiologisch, da das untere Band dann unter vermehrten Zug gerät, für das es nicht ausgelegt ist.
Die Muskeln zwischen den Dornfortsätzen und links und rechts der Wirbelsäule, sowie die Bänder zwischen den Dornfortsätzen bleibe ich in der Skizze schuldig. Ich denke, das kann man sich auch gut vorstellen.
Jetzt muss man noch wissen, dass bei Kälte Muskeln, Sehnen und Bänder weniger durchblutet werden, daher weniger elastisch sind und sich eher zusammenziehen, als ausdehnen. Die Dornfortsätze werden also eher aufeinander zugezogen (2. Bild) und das untere (ventrale) Band gerät unter unphysiologischer Spannung.
Ein Hundemantel hilft gegen Verspannungen
Hunde, bei denen schon Spondylosen diagnostiziert wurden, haben jetzt richtig verloren, denn bei ihnen sind die Ansätze des unteren Bandes eh schon unter enormen Stress, da verknöchert. Aber auch rückengesunde Hunde, die keine oder nur sehr wenig Unterwolle haben, oder die älter sind und damit empfindlicher, profitieren von einem warmen Rücken durch einen Hundemantel. Denn auch bei ihnen verkürzen sich die genannten Strukturen und sorgen so für einen eher „steifbeinigen Gang“.
Je nach Witterung funktioniert das mit dem Warmlaufen nicht so gut oder dauert lange. Bis dahin ist der Hund jedoch schon mit einem „steifen“ Rücken herumgelaufen. Und er musste die mangelnde Rückenbewegung über andere Gelenke kompensieren.
Ein Ridgeback (das Model für die vorliegende Erklärung) hat keinerlei Unterwolle, und damit kaum Isolation gegen solche Witterungsbedingungen. Auf dem Foto 2 kann man gut die Reaktion des Hundes erkennen: Die Rückenhaare werden aufgestellt (Piloerektion nennt man das) – der Hund friert. Wir Menschen kennen das als Gänsehaut und wissen, dass es nicht sehr angenehm ist. Wartet man länger, wölbt der Hund den Rücken auf, zieht den Popo ein und fängt an zu zittern. Das habe ich jedoch nicht übers Herz gebracht.
Fazit zum Thema Hundemantel:
Meine Meinung daher: Kurzhaarige Hunde, rückengeschädigte, kranke oder ältere Hunde bekommen bitte einen Mantel, wenn es draußen kalt, windig und nass ist. Und bitte auch die Hunde, die anzeigen, dass ihnen das Wetter zusetzt (vgl. oben).
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Heidi Schunck für diesen tollen Text und ihre freundliche Genehmigung, diesen sowie die Bilder hier auf meiner Seite zu veröffentlichen.
Heidi Schunck arbeitet als Hundephysiotherapeutin und -Osteopathin, Tierheilpraktikerin und Hundeernährungsberaterin in Ihrer Praxis in Linnich in NRW. Auf Facebook findet ihr ebenfalls weitere interessante Beiträge von Ihr.
Meine eigenen Hunde tragen im Winter ebenfalls oft einen Hundemantel. Mein Dalmatiner Lucky hat rassetypisch gar keine Unterwolle und friert schon ab ca. 10 Grad Plus. Deshalb besitzt er verschiedene, unterschiedlich dicke Mäntel, für die unterschiedlich starke Kälte. Meine Labrador-Mix-Dame Happy besitzt das dichte Labrador-Fell mit reichlich Unterwolle, und fühlt sich bei kalten Temperaturen sehr wohl. Durch Ihre schwere Spondylose, Arthrose und Hüfterkrankung bekommt sie von mir trotzdem gelegentlich einen Hundemantel übergezogen. Einen ganz dünnen Hundemantel, der einfach den Rücken warm hält, wenn es regnet oder stürmt, beim Start im kalten Auto und zu Beginn der Gassirunden. Ist es trocken und wird ihr dann beim Spaziergang unterwegs warm nach dem Einlaufen, ziehe ich ihr den Mantel dann zwischendurch einfach aus.
Hundemantel selber nähen
Ich selbst habe im Dezember für euch eine Video-Anleitung erstellt, wie ihr selbst einen warmen Mantel für euren Hund für nur wenige Euro selbst nähen könnt. Diesen Beitrag findet ihr in meinem Blog unter „Hundemantel selber nähen“
Viel Spass, und bleibt alle gesund!
Eure Vivien und die Zauberhunde