Meine kleine Französische Bulldogge Noa aus Spanien:

Von 2 Augen hin zur Erblindung durch Glaukom & andere Krankheiten

Meine Noa habe ich im August 2022 aus Spanien adoptiert. Sie ist eine französische Bulldogge, war zu dem Zeitpunkt laut Papieren 10 Jahre alt und stark unterernährt. Ich hatte sie gezielt wegen ihrem schon auf den Fotos im Shelter offensichtlich schlechten Gesundheitszustand aufgenommen, um ihr im Idealfall noch einen schönen Lebensabend ermöglichen zu können. Trotzdem hatte ich mich schon vor ihrer Ankunft innerlich darauf vorbereitet, dass es hier vielleicht auch nur um eine kurze Zeit der Palliativversorgung gehen könnte (bevor ich mein Herz zu sehr an die Maus hänge).

Tatsächlich hatte die Süsse (wie sich bald rausstellen sollte) eine doch noch längere Liste an Gesundheitsproblemen im Gepäck als erwartet.

 

Erkannte Erkrankungen bis Ende 2022:

  • zerstörtes, blindes, stark entzündetes rechtes Auge mit sehr hohem Augendruck
  • viele lockere und verletzte Zähne und frei liegende Zahnhälse
  • angeborener Herzfehler (PDA) + infolge schwere Herzinsuffizienz
  • Leishmaniose
  • erbsengroßer Mammatumor
  • alter Leistenbruch
  • mannigfaltige bakterielle Infektionen (Haut, Lunge, Gebärmutter,…)

Aaaabbbeer: Von Palliativversorgung konnte keine Rede sein. Klar gab es jede Menge rationale Zweifel, bei SOO vielen festgestellten Erkrankungen überhaupt mit Operationen und intensiver medizinischer Behandlung anzufangen… Aber Noa fegte diese Zweifel bei uns Menschen mit ihrer unglaublich aktiven, lebenslustigen und frechen Art rigoros beiseite. Es war sowas von eindeutig: Diese Hündin WOLLTE leben!

Französische Bulldogge Noa mit Glaukom und Leishmaniose vor Augenentfernung OP

Entfernung von 1 Auge, Leishmaniose, Herzinsuffizienz

Also wurden ihr im September 22 nach eingestellter Herzmedikation das kaputte rechte Auge und viele Zähne entfernt, um ihr die trotz Schmerzmitteln sicher großen Schmerzen dadurch zu nehmen. OP und Wundheilung verliefen optimal. Blind war Noa auf dem entfernten Auge wohl sowieso schon länger gewesen, sodass sie einäugig keinerlei Unsicherheiten oder negativen Veränderungen zeigte. Sie baute und blühte sichtbar ohne die Schmerzen nun sichtbar auf.

Wieder OP – Pyometra & Mammatumor-Entfernung

Viele der lästigen chronischen Erreger bekamen wir Stück für Stück weg, die Leishmaniose blieb im Griff. Bis im September 23 wegen akuter Pyometra mit Vorfall von Teilen des Uterus in den Leistenbruch eine zweite Not-Op folgen musste. Zum Glück hatte ich auf mein „etwas ist komisch“-Bauchgefühl gehört und einen Bauchultraschall machen lassen. So haben wir die Pyometra rechtzeitig entdeckt. Bis auf etwas Mäkeligkeit zeigte Noa nämlich keine zum kritischen Zustand passenden Symptome und wuselte gewohnt munter in der Gegend herum!

Auch diesmal war es also keine Frage, ob operiert werden soll. Ganz eindeutig wollte die Maus auch diesmal dem Tod ein Schnippchen schlagen. Ihr krankes Herz überstand die ganze Narkose wieder ohne Komplikationen. Der Mammatumor wurde deshalb auch gleich noch entfernt mit und stellte sich als gutartig heraus. Leider hats dann aufgrund einer schweren Magenentzündung, welche Noa wohl als Reaktion aufs zusätzliche Rimadyl am Tag 2 nach der OP entwickelte, doch noch einige Wochen länger bis zur vollständigen Heilung gedauert. Der Milcheinschuss hielt auch eine Weile an. Ende Oktober hatte die Zwergnase dann aber wieder zur vollen Kraft zurück gefunden und den Laden hier mit ihrem Charme wieder gut im Griff. Bis…

Einäugige Bulldogge Noa - Die zuckersüsse Piratin von Vivien Wittig und den Zauberhunden

Meine Hündin Noa – Schlagartig blind und neurologische Ausfälle im Januar 2024

Am 13.01.24 begann alles mit einer leichten Augenentzündung ohne Hornhautverletzung, die Tage davor waren sehr windig. 5 Tage später erblindete Noa schlagartig komplett, sie war nach dem Aufstehen eindeutig desorientiert, lief überall dagegen usw., was am Vorabend noch nicht so war. Ihr Allgemeinbefinden war ansonsten gut. Die Tierärztin findet einen hohen Augendruck von 40, aber keine Verletzungen o.ä. im Auge. Tags darauf scheint die Erblindung mit den 3 Augentropfen verschwunden zu sein, Noa sieht wieder, spielt und ist lustig.

Am 21.01.24 ist Noa über den Tag anscheinend stundenweise wechselnd mal blind, mal sehend, mal also normal und klar, mal desorientiert und scheint nicht zu wissen wo sie ist.

Früh-nachts dann der Schock: Noa dreht sich beim Pippi-Gassi plötzlich im Kreis, kippt nach links um, und kann nicht mehr aufstehen. Kopfschiefhaltung + keine vollständige Lähmung, aber teils Spastiken, teils Erschlaffung der Muskulatur sind auffällig. Ihr ist sichtbar übel, kommt dann aber zur Ruhe und schläft einige Stunden tief und ruhig.

Schlaganfall, Vestibularsyndrom, Bandscheibenvorfall? Was ist hier noch los?!!!

Auf dem Weg zum Tierarzt ist kein Stehen, Gehen oder Kopfheben möglich, die Beinchen wirken fest verkrampft. Ich muss sie direkt im Körbchen ins Auto tragen und rechne eigentlich damit, dass dies unser letzter gemeinsamer Weg wird.

Abgesehen vom weiter auf 58 gestiegenen Augendruck waren alle Blutbefunde jedoch sehr gut, auch im Augen-Ultraschall zeigte sich eine völlig normale Anatomie des Auges. Die Ursache für die Erblindung, Augenentzündung und den neurologischen Anfall blieb völlig unklar… so konnte ich sie doch nicht einfach einschläfern?!

Die versuchsweise gegebenen Kortison- sowie B-Vitamin-Injektionen zeigen binnen einer Stunde eine deutliche Besserung: Noa wird sichtbar munterer, die Spastiken lockern sich, sie hebt wieder ihren Kopf und versucht aufzustehen. Ok, wir beauftragen also weitere Laboranalysen, insbesondere auf Erreger wie Toxoplasmose, Borreliose, Bartonellen usw. und geben die Hoffnung noch nicht auf.

Bis abends kann Noa wieder selbstständig sitzen, mit Hilfe stehen und sich selbständig lösen. Zwei Tage später steht sie auch wieder selbständig auf und läuft auch etwas. Allerdings nur taumelige Kreise, geradeaus laufen scheint nicht möglich. Außerdem bekommt sie sichtbar Bauchschmerzen und blutigen Durchfall, weshalb wir das Kortison schnellstmöglich absetzen müssen.

Die folgenden vier Wochen waren dann ein stetes, wechselndes, sorgenvolles Auf und Ab. Zwischendurch war der Augendruck sogar deutlich gesunken. An guten Tagen war Noa munter, wollte öfter aus ihrem Buggy raus, lief trotz Erblindung mit etwas Hilfe sogar 3-400 m munter beim Gassi voran. Fand sich schnell in Praxis und Garten zurecht, tapste dort munter herum und fraß die ganze Zeit erstaunlich gut, sodass sie sogar zugenommen hatte. Länger als 3-4 Tage am Stück hielten diese guten Tage jedoch leider nie an, dann lief sie wieder kreiseliger, wollte auch kaum laufen und wirkte insgesamt desorientiert. Am sehr hohen Augendruck von über 60 hatte sich seit drei Wochen nichts mehr geändert, ganz egal was wir versucht hatten.

Medizinisch gefunden wurde nur ein gestiegener Leishmaniose-Titer. Da die Leishmanien in seltenen Fällen auch ins Auge wandern und Erblindung verursachen können, hatten wir nach diesem Befund anfangs viel Hoffnung auf Besserung. Die leishmanizide Behandlung mit Milteforan hat Noa gut und anscheinend nebenwirkungsfrei überstanden, der Titer ist in den negativen Bereich gesunken. Leider hatte sich hinsichtlich ihres Krankheitszustands jedoch nichts verändert.

Ende Februar war Noa nochmal sehr gut drauf. Und wir haben diese Tage mit der fröhlich herumwuselnden Noa in der warmen Frühlingssonne sehr genossen. Dann gab es jedoch wieder einen totalen Einbruch. Trotz immer weiter gesteigerter Schmerzmittel mochte sie kaum aufstehen und wirkte geistig wieder wie dement.

Durchtrittigkeit Benecura Bandage Tierorthopädie Hundephysio Zauberhunde Wilsdruff

Hirntumor, Kopfschmerzen, Niereninsuffizienz – Was ist die Ursache des Kreislaufens & Wegsacken

Wir fragten uns die ganze Zeit bei der wechselnden Symptomatik: Hat sie doch einen Tumor im Kopf, der all dies verursacht? Oder sind es doch „nur“ die Schmerzen durch den hohen Augendruck, wie ganz am Anfang bei mir. Wo Noa’s Verhalten und Symptome auch so rätselhaft blieben. Bis wir das erste Auge nach drei Wochen raus operiert haben. Und es mit Noa dann sprunghaft aufwärts ging.

Am 3.3.24 entschlossen wir uns trotz des sehr hohen Narkoserisikos durch Noa’s Herzfehler zum CT-Termin. Im Nachgang betrachtet hätten wir das lieber schon einige Wochen eher wagen sollen. Ich brauchte Gewissheit, was genau nun los war, anstatt sie einfach so einzuschläfern.

Sollte sich der Tumorverdacht bestätigen, sollte Noa direkt gehen dürfen.

Sollte im CT jedoch alles unauffällig sein und die Maus wie in den beiden OPs vorher in der Narkose so erstaunlich stabil schlafen, sollte das Auge entfernt werden. Noa, Prinzessin Lebensfreude, die ihrerseits bislang immer so gekämpft und das Leben trotz all ihrer Probleme sichtbar genossen hat, sollte noch einmal diese Chance bekommen. Wenn Tumore ausgeschlossen sind und sie es will, würde ihr Herz es erneut packen und sie schmerzfrei zurück ins Leben kommen.

In meinen Augen hielt ich dem Schicksal so alle Türen auch für einen positiven Ausgang offen, während Noa gleichzeitig auch die Option zu einem leidensfreien Abschied bekam.

Für jeden, den es interessiert, habe ich hier ein Video von Noas Verlauf, besonders dem wechselnden Gangbild von Januar bis zur OP, zusammen geschnitten: https://www.youtube.com/watch?v=CP5NjcWHU7I

Tag 2 nach der Augenentfernung wegen Glaukom: Noa macht sich super

Wir sind heute früh erstmals seit Wochen wieder wachgeworden, weil Noa sich zwischen uns drängelte, halb auf uns drauf kletterte und versuchte, die Gesichter abzuschlecken.

Sie wedelt auf Ansprache wieder mit dem Schwänzchen und lässt sich auch schon gern wieder beide Ohren und Backen kraulen. Die Wundheilung und Schmerzlinderung im operierten Bereich scheint super zu laufen. Außerdem hat sie sich so aufs Futter gestürzt, dass ich bremsen und auf viele kleinere Mahlzeiten über den Tag verteilt habe, damit ihre Verdauung nicht überfordert wird.

Der mitunter plötzlich dement wirkende Zustand der letzten Wochen ist total weg. Langsam, aber gut 15-20 Minuten hochkonzentriert am Stück erkundet sie meiner Stimme folgend immer weitere Strecken. Startpunkt ist immer ihre Matte im Bad, wo sie sich schon die letzten Wochen gut zurechtgefunden hat. Schon gestern Abend zum Pullern sind wir draußen weiter gekommen als in den letzten Wochen. Heute nochmal etwas weiter, und außerdem traut sie sich, die zwei Stufen vor der Haustür wieder selbst zu steigen.

Immer neue Vokabeln gibt es außerdem. Ich hatte zwar schon seit ihrer Erblindung angefangen, alle möglichen Dinge zu benennen, aber so krank war Neues lernen kaum möglich.

Das Benennen von Dingen, Tätigkeiten und Abläufen schafft Erwartungsklarheit, sobald der Hund verstanden hat, was gemeint ist. Es verhindert bei blinden Hunden viele Schreckmomente, wenn man sie z. B. plötzlich anfasst oder sie gegen etwas laufen könnten. Im Moment scheint Noa mit Feuereifer alles Neue in sich aufzusaugen. Es klappt schon sehr gut mit „Keks“, „Tür“, „Stufe“, „Durst“, „weiter“, „Achtung“ und vielem mehr.

Irgendwie ist alles noch etwas surreal, und so richtig können wir es selbst nicht fassen. Denn ehrlich gesagt haben wir selbst kaum noch Hoffnung gehabt, uns innerlich aufs Schlimmste vorbereitet und getrauert.

Noa Tag 2 nach der Augen-Entfernung:

Orientierung in der Wohnung klappt immer besser, und erste Spielansätze.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Noa Tag 5 nach der OP wegen Glaukom:

Wir gehen wieder ‘richtig’ Gassi, und sie traut sich das erste Mal zu traben 🥳

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ein Hund ohne Augen – Auch für mich als Profi erstmal komisch

Und ja… auch wenn ich mich dabei natürlich sehr schlecht gefühlt habe… so hat mich der Anblick ihres Gesichtchens nach der OP doch erstmal etwas… erschreckt… verunsichert… Nochmal Zweifel und auch etwas Berührungsängste geweckt. Über 4 Wochen habe ich tausende Optionen, Details, Pro und Kontras sorgfältig durchdacht und abgewogen. Dabei hatte ich allerdings tatsächlich ausschließlich Noa’s Lebensqualität im Sinn. Etwas Anderes war nie die Fragestellung.

Mögliche Reaktionen von Mitmenschen auf den augenlosen Hund mit dem (zumindest jetzt frisch nach der OP) nach gängigen optischen Maßstäben doch ‚entstellt‘ wirkenden Gesicht sind mir die ganze Zeit kein einziges Mal in den Sinn gekommen. Sodass ich darauf emotional grad noch kein bisschen vorbereitet war… Irgendwie sind wir Menschen es nunmal gewöhnt, einander oder unseren Tieren in die Augen zu schauen. „Die Augen sind das Tor zur Seele“ heißt es ja auch so schön. Nach der Entfernung des ersten Auges war mir das gar nicht weiter aufgefallen. Der eigene Blick fokussierte sich automatisch auf das verbleibende Auge. Nach der Entfernung des zweiten Auges landete mein Blick stets auf den geschwollenen Wundbereich, und das wirkte erstmal ziemlich erschreckend.

Aber mit jedem Verhalten, in dem Noa wieder ganz die Alte wird, und bei diesen riesigen Fortschritten in diesen nur zwei Tagen seit der OP, wird mein Herz wieder leichter, die Anspannung sinkt… Und auch Glück und andere positive Emotionen können wieder gefühlt werden. Als Noa gestern anfing mit der Papprolle zu kaspern, sind direkt ein paar Freudentränchen geflossen…

Französische Bulldogge Noa mit Primärglaukom und Leishmaniose Wundheilung nach Augenentfernung OP

Nachtrag:
Jetzt sechs Monate später kann ich euch berichten, dass sich meine anfänglich komischen Gefühle beim Anblick des augenlosen Hundes sehr schnell vollständig gelegt haben. Noa’s Mimik und Gesichtsnerven sind ja vollständig erhalten. Seit die Wunde verheilt und die Haare im Gesicht nachgewachsen waren, fällt es vielen Fremden sogar gar nicht wirklich auf. Man hat schlicht den Eindruck, dass sie im Gesicht einfach so viele Falten hat, und die Augen sozusagen sehr schmal / zusammengekniffen sind.

Frenchie Noa & Vivien Wittig beim kuscheln

Hast du Fragen? Sende sie mir hier!

11 + 1 =

Hier findest du alle Details zum Datenschutz